Patenschaften machen Freu(n)de

2020 wurden neun neue Berufspatinnen und Berufspaten mit Interesse für das Thema „Berufliche Integration“ als Ehrenamtliche aufgenommen. 28 neue Berufspatenschaften wurden initiiert.

Berufspatenschaften digital in der Zeit der Pandemie

Im Februar 2020 haben wir uns mit den Berufspatinnen und Paten im neuen WELCOME-Treff zum Austausch über „Grenzen im Ehrenamt“ getroffen.

Dass bald ganz andere Grenzen – nämlich durch eine Pandemie – Begegnungen kaum möglich machen würden, war so noch nicht absehbar. Im März hielten dann Abstandsregelungen und Mund-Nasen-Schutz plötzlich Einzug, und wir haben versucht, zügig darauf zu reagieren, damit der so wichtige Kontakt in den Patenschaften trotz der herausfordernden Situation aufrechterhalten werden kann. Ab sofort sollte auf persönliche Treffen verzichtet und digitale Möglichkeiten genutzt werden, sich über Zoom oder Skype zu treffen, telefonisch oder per E-Mail zu kommunizieren.

Wir stellten auch unser Freiwilligenmanagement um und führten die Gespräche und Kennlerntreffen mit interessierten Freiwilligen virtuell durch. Auch die Austauschtreffen mit den Ehrenamtlichen haben wir zum Teil in den virtuellen Raum verlegt, und da unsere Berufspatinnen und -patenen zum größten Teil digital affine Menschen sind, lief es „ganz normal – nur anders“ weiter.

Unsere Anerkennung für die Berufspaten um die Weihnachtszeit überreichte in diesem Jahr die Post: Weihnachtspäckchen mit kleinen Aufmerksamkeiten Per Zoom haben wir uns dann nochmal zum kleinen Rückblick und Online-Spielen verabredet.

Eines unserer neu entwickelten Formate konnten wir im September erleben: ein Berufe-Speed-Dating als hybrides Format. Geflüchtete kamen in den WELCOME-Treff und konnten sich dort über einen Laptop per Videokonferenz mit unseren Fachpartnern zu beruflichen Fragen informieren und austauschen. Es wurde außerdem eine digitale Sprechstunde für die Projektteilnehmenden etabliert und regelmäßig angeboten.

Die herausfordernde Zeit im Jahr 2020 bedeutete für viele Arbeitsuchende große Probleme und Schwierigkeiten. Die Berufspatinnen und -paten konnten ein wenig Licht in die Situationen der Schützlinge bringen und ihnen ermutigend zur Seite stehen. Insgesamt konnten wir trotz Distanz und Einschränkungen vielen Menschen Unterstützung durch freiwilliges Engagement geben und starten so motiviert ins Jahr 2021, in dem wir weiterhin Menschen auf dem Weg in die Arbeit unterstützen wollen.

Die Berufspatenschaften werden gefördet im Rahmen des ESF-Bundesprogramms „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier – BIWAQ“ im Rahmen des Gesamtprojektes „#hotspot ARBEITsPLATTE“ durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und den Europäischen Sozialfonds.

Die stetige fachliche Begleitung und Beratung der Patinnen und Paten ist ein Qualitätsmerkmal des Projektes und bildete auch 2020 einen Hauptschwerpunkt. Durch thematische Fortbildungsangebote, aufbauende Qualifizierungen und Fachveranstaltungen unter anderem mit der Martin-Luther-Universität Halle konnten Impulse für die Gestaltung der Patenschaften gesetzt, methodische und didaktische Anregungen zur Begleitung der Kinder bei schulischen Fragen während des Home-Schooling und vor allem wissenswerte Fakten zu Bildungsangeboten vermittelt werden

Sechs Treffen zum Erfahrungsaustausch und zur Reflexion der Patenschaften fanden nach März 2020 digital statt und halfen den Paten in dieser schwierigen Situation, ihre Patenschaft erfolgreich fortzusetzen.

Gemeinschaft (er)leben

Die Patinnen und Paten wurden gemeinsam mit ihren Patenkindern und Familien zu Aktionstagen eingeladen und lernten so andere Eltern, Kinder und Paten kennen. So fanden im Jahr 2020 trotz der herausfordernden Pandemie-Situation fünf Aktionsnachmittage statt, die mit bis zu 50 Teilnehmenden sehr gut besucht waren – vom Besuch im Opernhaus  über einen Bauernhoferlebnistag bis zum Kletternachmittag.

Die Bildungspatenschaften werden gefördert von der Stadt Halle (Saale) und unterstützt von der Globus-Stiftung, Wir helfen e.V. und der Town & Country Stiftung.

Ob das nun ein Gespräch bei einer Tasse Kaffee ist, ein Spaziergang, gemeinsames Lesen oder Musizieren oder gar Radfahren – das entscheiden die Beteiligten je nach ihren Interessen und Möglichkeiten. Eine gute Patenschaft ist dabei immer eine Win-win-Situation, von der die Besuchten wie auch die ehrenamtlichen Besucher*innen etwas haben.

Soziale Kontakte wie diese sind in Zeiten von Corona ein wichtiger Anker für alleinlebende Menschen, übrigens ganz unabhängig vom Alter. Bei gleichzeitig wachsendem Anteil hochbetagter Menschen und zunehmender Isolation steigt auch der Bedarf an Angeboten wie dem Seniorenbesuchsdienst KlingelZeichen.

So haben wir 2020 um die 80 Patenschaften begleitet, rund 5.500 Stunden Lebensfreude wurden in diesem Zeitraum gemeinsam verbracht, meist natürlich in physischer Gemeinschaft – im Coronajahr ausnahmsweise auch mal am Telefon.

Eine besondere Aktion haben wir während der belastenden Zeit der Kontaktbeschränkungen in der Adventszeit gestartet: Mit einem kleinen Aufruf auf Facebook und Instagram fing Anfang November alles an: „Weihnachtspäckchen für einsame Senior*innen gesucht!“ Dann sind wir aus dem Staunen nicht herausgekommen – bis Weihnachten sind mehr als 300 Päckchen bei uns abgegeben worden, eins liebevoller verpackt als das andere, und wurden von den Ehrenamtlichen des Seniorenbesuchsdienstes persönlich überbracht. Dabei waren Tränen der Rührung nicht selten – aus Freude, dass „da draußen“ jemand an sie denkt.

Der Seniorenbesuchsdienst KlingelZeichen wird gefördert durch die Stadt Halle und unterstützt von der HWG, der GWG, dem Bauverein Halle-Leuna, der Volksbank Halle, der Wohnungsgenossenschaft Halle-Süd e.G. und vielen Spenderinnen und Spendern.

Die Tandems treffen sich zunächst drei Mal. Damit ist dieses Format auch attraktiv für Ehrenamtliche, die sich aufgrund ihrer persönlichen Lebenssituation (z.B. Ausbildung, Studium, Beruf) noch nicht sicher sind, wieviel Zeit sie investieren können. Ausgehend von der Bereitschaft, Zeit miteinander zu verbringen, tragen Impulspatenschaften trotz dieses niedrigschwelligen Ansatzes dazu bei, eine offene und vielfältige Gesellschaft zu leben und zu stärken. Denn unabhängig von der Zielgruppe stellen sie das Gemeinsame und Verbindende, gleiche Interessen und Motivationen in den Vordergrund. Impulspat*innen leisten dadurch auch einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe von Geflüchteten/Migrantinnen, Menschen mit Behinderung und Personen, die aufgrund von Alter und (körperlichen) Einschränkungen von Einsamkeit und Isolation bedroht sind.

Unsere Schwerpunkte und Herausforderungen in 2020

Neue und „alte“ Patenschaften:

Trotz der besonderen Situation aufgrund der Corona-Pandemie konnten wir im Jahr 2020 115 neue Impulspatenschaften vermitteln, und 38 Patenschaften aus dem Jahr zuvor wurden von den Tandems fortgeführt. Viele Studierende, aber auch Berufstätige und Menschen im Ruhestand engagierten sich auf diese Weise für Geflüchtete, Migrant*innen oder Menschen mit Behinderung. Die von der Projektkoordinatorin begleiteten Kennenlerngespräche fanden vorwiegend im öffentlichen Raum bei Spaziergängen statt oder aber online via Zoom, da besonders im Lockdown ein Kennenlernen im üblichen Setting nicht möglich war. Nach Abschluss einer Vereinbarung verabredeten sich die Tandems zu weiteren individuellen Treffen.
Da besonders Patenschaften ihrem Wesen nach auf direkten, persönlichen Kontakt abzielen, stellte die Pandemiesituation mit ihren Kontaktbeschränkungen für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung dar.

Patenschaften begleiten:

Die Austauschtreffen der Impulspat*innen, die in den vergangenen Jahren regelmäßig einmal im Monat in Form von gemeinsamen Veranstaltungen (Museumsbesuche, Picknicks, Zoobesuche, Kochabende) in großer Runde stattfanden, konnten in diesem Jahr nur im Kleinen und vorwiegend digital durchgeführt werden. Da viele Einrichtungen geschlossen blieben und direkte Kontakte vermieden werden mussten, haben wir das Beste daraus gemacht und bspw. gemeinsam online oder in Kleingruppen in der „Kombüse 58“ köstliche Speisen aus Kamerun, Italien oder Afghanistan zubereitet.

Viele unserer Tandems bestätigten uns, dass sie über Social Media miteinander in Kontakt blieben und z.B. auch gemeinsam an Online Sportangeboten teilnahmen.

Für Menschen mit Behinderung war es in der Regel kein Problem, mit den Pat*innen und uns online in Kontakt und Austausch zu bleiben und auch online an unserem Fortbildungsangebot teilzunehmen. Für die Zielgruppe der Migrant*innen und Senior*innen stellte dies z.T. eine größere Hürde dar, weil sie nicht über die notwendige technische Ausrüstung verfügen.

Immerhin konnten wir allen unseren Pat*innen schließlich im Sommer von Herzen mit einem ausführlichen Video und der „guten alten Post“ DANKE sagen.